Projekt Beschreibung

Diskriminierung enttarnen,
Gleichstellung fördern

»Ich stamme aus einer Familie, die jüdische Wurzeln hat, und war schockiert, als ich 2004 nach Mecklenburg-Vorpommern kam«, erinnert sich Jana Michael: NPD-Werbung, starke rechte Strukturen, wenige Migrant*innen. Gemeinsam mit 16 anderen Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung gründete sie den Verein Tutmonde. »Wir wollten zeigen, dass migrantische Gruppen auch anderes können als Tanzen, Trommeln, Kochen, Singen … Sondern wirklich sagen: Wir haben politische Interessen.«

Der Verein tritt heute landesweit für die Rechte von migrantischen Mädchen und Frauen ein und organisiert Workshops zu Themen wie »Sexualität« oder »Traumata und Migration«. Die Referentinnen erzählen oft aus eigener Erfahrung von Menschenrechtsverletzungen. »Wenn eine indische Frau sagt: ‚Meine Rechte in meinem Dorf wurden angegriffen. Ich durfte nur einmal am Tag auf die Toilette und wurde dabei von jemandem begleitet. Das war wirklich demütigend‘, sind das sehr authentische Veranstaltungen.«

In Mecklenburg-Vorpommern müssen geflüchtete Mädchen und Frauen traumatische Erfahrungen häufig verarbeiten, während sie in angespannter Atmosphäre in Gemeinschaftsunterkünften leben. Tutmonde beklagte das in einer Resolution, deutsche Frauen­organisationen reagierten darauf mit Unverständnis. Seitdem fragt sich der Verein, was den weißen, europäischen Feminismus von einem schwarzen, nicht-privilegierten Feminismus unterscheidet. Durch Veranstaltungen wie »Ich bin mehr als nur mein Kopftuch« versucht Tutmonde, den Perspektiven von muslimischen Frauen mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen – für ein sich öffnendes,­ ­bunteres ­Mecklenburg-Vorpommern.

Zur Website

Das 5. Nachhaltigkeitsziel umfasst unter anderem, dass bis 2030 …

  • alle Formen der Diskriminierung von Frauen und Mädchen überall auf der Welt beendet werden.

  • Praktiken wie Kinderheirat und Zwangsheirat sowie die Genitalverstümmelung bei Frauen und Mädchen beseitigt sind.

  • die volle und wirksame Teilhabe von Frauen sowie ihre Chancengleichheit bei der Übernahme von Führungsrollen sichergestellt ist.

Was bedeutet das für Mecklenburg-Vorpommern?

Die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern im­ gesellschaftlichen Miteinander, in den Strukturen öffentlicher Institutionen, der Wirtschaft und in der politischen Gestaltung muss flächendeckend umgesetzt werden.

100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts sind Frauen im Bundestag (31 %) und den Landesparlamenten deutlich unter­repräsentiert. Von 71 Landtagsabgeordneten in Mecklenburg-­­
Vor­pommern sind nur 18 Frauen.

Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen in Deutschland liegt deutlich unter dem von Männern (unbereinigter Gender Pay Gap). Beispielsweise verdienen Frauen in Führungs­positionen von Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten etwa ein Viertel weniger als Männer. Ihr Anteil an diesen Positionen liegt bei nur 22 %, Deutschland nimmt damit im europäischen Vergleich einen der hintersten Plätze ein.

Frauen leisten deutlich mehr unbezahlte Arbeit z. B. in Pflege und Haushalt und arbeiten damit im Schnitt länger. Viele Frauen reduzieren Erwerbsarbeit, um unbezahlte Sorge-Arbeit zu übernehmen. Das erhöht ihr Armutsrisiko vor allem im Alter.

WEITERE
PROJEKTE

KONTAKT

Die Publikation kann hier kostenlos bestellt werden und steht zum Download bereit.

Ansprechpartnerinnen

Sabine Krüger
RENN.nord bei ANE MV
03843 77 69 05

Christine Decker
Heinrich-Böll-Stiftung MV
0381 49 22 184