Projekt Beschreibung

Die Vielfalt von Saatgut erhalten

Auf dem Hof Ulenkrug wird seit 1995 die Vielfalt von Saatgut gelebt. Derzeit leben hier 24 Erwachsene und fünf Kinder. Der Hof betreibt Vieh- und Landwirtschaft sowie ein Saatgutprojekt, mit dem alte und lokale Getreidesorten frei zugänglich gemacht werden. Die Getreidekollektion umfasst etwa 1000 Sorten. »Das Problem ist überall, dass Leute nicht mehr an regional angepasstes Saatgut kommen«, gibt Anne zu bedenken. Weltweit entstehen daher Saatgutprojekte, die die genetische Vielfalt der Pflanzen erhalten. Der Ulenkrug kooperiert mit einem Projekt in Syrien, außerdem mit Saatgutnetzwerken im ­Libanon und in Kolumbien.

Vor zehn Jahren stieß der Ulenkrug die ersten Saatguttauschbörsen in Mecklenburg-Vorpommern an. »Die Pflanzen geben viel mehr, als man braucht. Das kann man weitergeben«, erklärt Ieke. Inzwischen gibt es Tauschbörsen in Klempenow, Greifswald und Demmin, auf Usedom und Rügen. Da bisher nur wenige Leute selbst Saatgut produzieren, seien sie oft aber »eher ein Verschenkemarkt«, sagt Ieke lächelnd. Bis zu 100 Besucher*innen kommen zu den Tauschbörsen, vor allem Kleingärtner*innen. Großindustrielle Landwirtschaftsbetriebe allerdings konnten noch nicht von der Idee überzeugt werden, bedauert er: »Wir wollen zeigen: Es geht anders. Aber es gibt schon Momente, da fühlt man sich extrem allein.«

Für die Zukunft des Saatgutprojekts wünscht sich Jürgen mehr lokale Verbündete: »Es gibt in letzter Zeit viele junge Leute, die sich dafür interessieren oder woanders ähnliche Projekte starten. Es ist in vielen Köpfen angekommen: Unsere Ernährung hängt davon ab, welches Saatgut wir haben.«

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Das 2. Nachhaltigkeitsziel umfasst unter anderem, dass bis 2030 …

  • der Hunger beendet und sichergestellt wird, dass alle Menschen ganzjährig Zugang zu Nahrungsmitteln haben.

  • die landwirtschaftliche Produktivität und die Einkommen von kleinen Nahrungsmittelproduzenten verdoppelt werden.

  • die genetische Vielfalt von Saatgut, Kulturpflanzen sowie Tieren bewahrt wird.

  • alle Formen von Agrarexportsubventionen abgeschafft werden.

Was bedeutet das für Mecklenburg-Vorpommern?

In Deutschland wird die Lebensmittelversorgung von der industriellen Landwirtschaft dominiert. Kleine Höfe und Familienbetriebe haben kaum eine Chance, sich gegen sie zu behaupten. Zugleich werden vor allem für den Futtermittelanbau Flächen in anderen Ländern aufgekauft, die den dortigen Bauern somit nicht mehr zur Verfügung stehen.

Einen Aufwärtstrend gibt es beim Ökolandbau zu verzeichnen. 2017 stiegen jeden Tag fünf bis sechs Bauern in diesen ein bzw. stellten von konventionell auf Bio um. Damit werden derzeit 8,2 % der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland ökologisch bewirtschaftet.

Nichtsdestotrotz wird die Mehrzahl der Bionahrungsmittel importiert.

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